Mut zum Wandel
Der Stadtumbau in Schlüchtern nimmt weiter Fahrt auf – an allen Ecken und Enden wird gebaut. Ziel dieses Transformationsprozesses: Die im Bergwinkel gelegene Kommune fit für die Zukunft machen.
Schlüchtern wurde 2014 in das Förderprogramm „Aktive Kernbereiche“ aufgenommen, heute „Lebendige Zentren“. Im Jahr darauf hat der Bereich Integrierte Stadtentwicklung | ProjektStadt ein Integriertes Handlungskonzept erstellt und damit einen Leitfaden für die nächsten Jahre formuliert. Dessen Intention: das Mittelzentrum im Main-Kinzig-Kreis als Standort für Bildung, Gesundheit, Handel, Wohnen und Gewerbe zu stärken. Seit mittlerweile neun Jahren ist das Team um Projektleiterin Vera Neisen mit dem Management beauftragt.
Ambitioniert verfolgt Schlüchtern seither den eingeschlagenen Weg. Mit geschickt kombinierten Fördermitteln aus unterschiedlichen Töpfen entsteht nicht nur eine Neue Mitte, parallel wird auch eine Vielzahl von Großprojekten umgesetzt. Wichtige Weichen für die Zukunft hat die Kommune 2018 mit dem Kauf des Langer-Areals gestellt. Dort errichtet sie das stadteigene, viergeschossige Kultur- und Begegnungszentrum. Der Rohbau steht, aktuell ist der Innenausbau dran. Läuft alles nach Plan, könnte es im Herbst 2023 bezugsfertig sein. Auch für die übrige Fläche hat sich nach erfolgreich durchgeführter Konzeptvergabe ein Investor gefunden. Beispielhaft berücksichtigt er die Themenfelder Leben, Arbeiten, Kultur, Handel, Gewerbe, Büros, Gastronomie, bezahlbarer Wohnraum und Klimaschutz.
Ebenfalls mithilfe von Fördergeldern hatte die Kommune 2020 die nahe gelegene Synagoge mit Rabbinerhaus erworben. Unter dem Motto „Besinnen, Bewahren, Beleben“ hat sich der 2021 gegründete Förderverein zum Ziel gesetzt, das Bauwerk wiederherzustellen und als kulturelles Zentrum zu betreiben. Eine Machbarkeitsstudie und ein Nutzungskonzept liegen mittlerweile vor. „Aktuell sind wir dabei, die Finanzierung zu sichern, und haben bereits weitere Förderanträge gestellt“, so Neisen. Doch auch an anderen Stellen geht es voran: Während die Arbeiten am Stadthallenvorplatz und am Schlösschengarten kurz vor dem Abschluss stehen, wird gleich neben dem Rathaus der Stadtplatz umgestaltet. Weiterhin gut läuft auch das Fassadenanreizprogramm, bis Ende 2022 wurden 35 Anträge gestellt.
Prominente Stippvisite
Wie Fördergelder in Schlüchtern eingesetzt wurden und werden – darüber informierte sich eine Delegation um Karin Jasch, Leiterin Referat Städtebau und Städtebauförderung im Hessischen Wirtschaftsministerium, bei einem Rundgang durch das Stadtgebiet im Januar 2023. Für „einen der erfolgreichsten Standorte in der hessischen Städtebauförderung“ stellte sie weitere Mittel in Millionenhöhe in Aussicht.
Sobald die ersten großen Vorhaben in diesem Jahr fertig werden, stehen bereits die nächsten an. Unter anderem geplant: den Riedbach zu renaturieren und dessen Brücke zu erneuern, den Pausenhof der Stadtschule zu entsiegeln und den Außenbereich rund um die Synagoge aufzuwerten. Den Folgen des Klimawandels begegnet die Stadt außerdem mit einem Pocket-Park, der in den nächsten Jahren auf dem Langer-Areal entstehen soll – eine Begrünungsinsel als öffentliche Freifläche in Schlüchterns Neuer Mitte. Die Vielzahl an Baustellen erfordert nicht nur ein exzellentes Management, sondern auch eine intensive Kommunikation – sowohl verwaltungsintern als auch im Dialog mit Bürgerinnen und Bürgern, Einzelhändlern sowie weiteren Akteuren. Dem wird beispielsweise das Beteiligungsformat „Frag doch mal die Stadt“ gerecht, das im September letzten Jahres bereits zum dritten Mal stattfand. „Es gibt wahrscheinlich keine Stadt, die so viel investiert und so viele Ressourcen bündelt, um die Menschen zu informieren, mitzunehmen und an der Stadtentwicklung zu beteiligen“, so Bürgermeister Matthias Möller.
„Your Voice“ überzeugt
Auch beim Neujahrsempfang im Januar 2023 standen die Bautätigkeiten im Fokus. Dort stellte Neisen die im Fachbereich von Marion Schmitz-Stadtfeld entwickelte Web-Applikation „Your Voice“ vor, die die Entwicklungen vor Ort mittels 3D-Modell transparent begleitet. Das Tool Your Voice verlagert interaktive Beteiligungs- und Aktivierungsprozesse in den virtuellen Raum und macht Stadtentwicklung so auch für Laien vorstell- und erlebbar – und das völlig zeit- und ortsunabhängig.
Mit „Your Voice“ hatte es das Team um Marion Schmitz-Stadtfeld, Leiterin Integrierte Stadtentwicklung | ProjektStadt, auf die Shortlist für den immobilienmanager-Award 2023 geschafft! In der Kategorie „Digitalisierung“ landeten sie unter den Top 3 und setzten sich damit gegen eine starke Konkurrenz durch.