Klinik-Equipment aus Kassel kommt im Kriegsgebiet zum Einsatz
Von Nordhessen in die Ukraine: Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte | Wohnstadt stellt Material aus der ehemaligen Klinik Dr. Koch in Bettenhausen für zwei zerstörte Krankenhäuser zur Verfügung / Hilfstransporte sind bereits vor Ort angekommen
Kassel – Die Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte | Wohnstadt (NHW) und der frühere Betreiber DRK stellen nicht mehr gebrauchtes, voll funktionsfähiges medizinisches Equipment aus der ehemaligen Klinik Dr. Koch in Kassel-Bettenhausen für zwei zerstörte Krankenhäuser in den Städten Irpin und der Region Kirowohrad in der Ukraine zur Verfügung. Die Klinik ist seit 2016 nicht mehr in Betrieb. Anfang 2021 hat die NHW das Grundstück samt Immobilie vom DRK erworben. Bei Hessens größtem Wohnungsunternehmen hat man keinen Bedarf für die zum großen Teil noch voll funktionsfähige Innenausstattung, freut sich aber, dass diese nun einer sinnvollen Nutzung zugeführt wird. „Mit der Spende des nicht mehr gebrauchten Klinik-Equipments setzen wir ein soziales und nachhaltiges Zeichen – das entspricht voll und ganz den Werten der NHW. Es wäre viel zu schade gewesen, das teure Equipment zu entsorgen, wenn es woanders dringend gebraucht wird und einem humanitären Zweck dienen kann“, sagte Geschäftsführer Dr. Constantin Westphal.
Spenden statt verschwenden
Die Idee zur Spende des Klinikmaterials kam von Heinz Jordan aus Helsa, einer Gemeinde südöstlich von Kassel. Jordan ist – mit vielen Unterstützern an seiner Seite – seit Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine unermüdlich dabei, dringend benötigte Hilfsmittel für die dortige Bevölkerung zu organisieren. Mittlerweile hat er ein gut funktionierendes Netzwerk an Unternehmen und Privatpersonen geknüpft, das dafür sorgt, dass das Material ins Krisengebiet gelangt. Hilfsgüter im Wert von rund 1,2 Millionen Euro wurden so bereits zu Feuerwehren, Kommunen oder Rettungsdiensten transportiert. NHW und DRK willigten sofort ein, ihn bei der Umsetzung seines Plans zu unterstützen. Innerhalb von drei Tagen hat eine Gruppe von Helfern unter anderem vier vollausgestattete OP-Säle fachgerecht abgebaut und für den Transport bereit gemacht.
In der einstigen Frauenklinik in Kassel erblickten von der Gründung 1954 bis zu ihrer Schließung 2016 rund 57.000 Babys das Licht der Welt. Im Volksmund wurde sie deshalb auch „Storchenlandeplatz“ genannt. Das Equipment wurde – auch dank der professionellen Unterstützung von Krankenhaustechnikern aus der Ukraine – auf zwei Sattelzüge verladen und in das Kriegsgebiet im Osten Europas geschickt. Vor dem Wegwerfen gerettet wurden unter anderem ein Zentralsterilisator, Absauganlagen, Waschmaschinen für Instrumente, Liegen, Stühle, Bänke, Nachtschränke, Einrichtungen von Behandlungszimmern, jede Menge medizinische Kleingeräte und Lampen, aber auch Tische, Schränke und eine Einbauküche.
Die Mühe hat sich gelohnt: Inzwischen sind die Helfer im Krisengebiet angekommen und haben mit dem Auf- und Einbau des Klinik-Equipments begonnen.