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Visionen für den Kasseler Hafen: Sieger des Paul-Bode-Preises stehen fest

Melissa Krug und Necati Karalar halten ein Plakat mit ihrem Entwurf in der Hand
Die Sieger: Melissa Krug und Necati Karalar. Foto: NHW / Andreas Fischer

Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte | Wohnstadt vergibt zum zweiten Mal die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung an Studierende der Universität Kassel

Kassel – Die Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte | Wohnstadt (NHW) hat zum zweiten Mal den Paul-Bode-Preis für Studierende der Universität Kassel vergeben. Dieses Jahr stand er unter dem Titel „Experiment Kasseler Hafen: Visionen für ein sozial-produktives Quartier“. Den ersten Platz belegten Melissa Krug und Necati Karalar mit ihrer Arbeit „Community Port“. Platz zwei wurde nicht vergeben, Dritte wurden Christin Schäfer und Eric Schmidt sowie Aridona Kuliqi und Cornelius Böttger. Anerkennungen erhielten Luisa Königer und Fridjof Schmidt sowie Fryderyk Rhein und Lukas Schwirowski. Die Jury, bestehend aus NHW-Geschäftsführerin Monika Fontaine-Kretschmer, Bernd Peuster (NHW, Leiter Fachbereich Akquisition Nord), Christof Nolda (Stadtbaurat Kassel), Prof. Marc Frohn (FAR Architects Berlin; KIT Karlsruhe Leiter Fachgebiet Raum + Entwerfen), Sebastian Stürzel (Bankert Linker & Hupfeld), Ulrike Pape (pape + pape, Kassel) und der Juryvorsitzenden Prof. Andrea Wandel (Wandel Lorch Götze Wach Architekten, Saarbücken/Frankfurt; Hochschule Trier), traf ihre Entscheidung nach einer mehrstündigen Sitzung. Der mit 10.000 Euro dotierte Preis wird von der NHW gestiftet und gemeinsam mit dem Fachbereich Architektur, Stadtplanung und Landschaftsplanung (ASL) der Universität Kassel ausgelobt. Insgesamt wurden 17 Arbeiten eingereicht, die meist zwei Studierende im Team bearbeitet haben. Melissa Krug und Necati Karalar überzeugten mit ihrem innovativen Konzept. Durch ihre interdisziplinäre Herangehensweise, die Stadtplanung und Architektur verbindet, gelingt es Ihnen, die Potenziale zu heben, vorhandene Strukturen aufzugreifen und einen neuen Ort in der Stadtlandschaft zu schaffen. „Wir sind sehr glücklich, dass unser Lösungsansatz so gut angekommen ist“, freut sich das Sieger-Duo. „Das Gebiet birgt einige Schwierigkeiten wie zum Beispiel den spärlichen Zugang des Hafens sowie eine vielschichtige und unklare Bestandsstruktur, die es neu zu definieren galt. Dieser Schwierigkeit als interdisziplinäres Team zu begegnen, hat es zu einer aufregenden Herausforderung gemacht.“

„Wir haben heute viele hervorragende Beiträge gesehen. Der Paul-Bode-Preis ist ein Gewinn für die Studierenden, die Praxiserfahrung sammeln, aber auch für uns als Unternehmen, da wir viele frische Impulse aufnehmen und in unsere tägliche Arbeit überführen können“, sagte NHW-Geschäftsführerin und Jurymitglied Monika Fontaine-Kretschmer bei der feierlichen Preisverleihung im ASL-Neubau der Universität. „Die Schaffung von nachhaltigen Stadtquartieren, die Räume des Wohnens und Arbeitens miteinander verbinden, ist eine wichtige Aufgabe unserer Zeit. Ziel der Aufgabenstellung für den Kasseler Hafen war es daher, hierzu Lösungsvorschläge zu entwickeln, die auf eindrucksvolle Weise verschiedene Umsetzungsmöglichkeiten aufzeigen – und das ist wirklich gut gelungen.“

„Beim Paul-Bode-Preis können sich Studierende der Architektur, der Landschaftsarchitektur und -planung sowie der Stadt- und Regionalplanung im Team – und über alle drei Institute hinweg – zusammentun und gleichberechtigt miteinander Lösungen erarbeiten“, ergänzt Prof. Frank Kasprusch vom Institut für Architektur. „Wir verstehen den Preis als Laboratorium für das Quartier von Morgen. Dies manifestiert sich unter anderem in der Wettbewerbsaufgabe. Gesucht werden Antworten auf die brennenden Fragen des Zusammenlebens, des Zusammenspiels von Arbeitswelten und Wohnmodellen.“ Das von Kasprusch geleitete Fachgebiet „Entwerfen und Nachhaltiges Bauen“ hat den diesjährigen Paul-Bode-Preis ausgelobt und das Thema in Abstimmung mit der NHW herausgegeben. „Es ist ein breites Feld von architektonischen, stadt- und landschaftsplanerischen Lösungen entstanden, die sich konsequent dem Quartier von Morgen widmen. Ich danke allen Teilnehmer:innen für ihre herausragenden Arbeiten, gratuliere den Studierenden der ausgezeichneten Arbeiten und danke der NHW für ihre Unterstützung.“

Gesucht: Ideen für den Kasseler Hafen

Der Hafen liegt zentrumsnah im nordöstlichen Teil von Kassel, wird aber nicht als Teil der Stadt wahrgenommen. Dies liegt zum Teil an einer mangelhaften Anbindung, einer für die Allgemeinheit nicht zugänglichen Freizeitnutzung in Form einer Marina und monofunktional ausgerichteten gewerblichen Nutzungen ohne öffentliche Infrastruktur. In vielen europäischen Städten wurden und werden die – zumeist ehemaligen – Hafenareale zu attraktiven Stadtquartieren umgebaut. Nutzungsmischung, Verdichtung und Aufenthaltsqualität bestimmen den Grad des Erfolgs und der Akzeptanz. Für den Kasseler Hafen ist dieses Potential identifiziert, jedoch nicht übergeordnet planerisch strukturiert oder in eine zukunftsweisende Stadtentwicklung eingebettet. Mit dem Paul-Bode-Preis 2022 sollte dieses Potential mit dem Ziel herausgearbeitet werden, ein verdichtetes, multifunktionales urbanes Quartier mit hoher Aufenthaltsqualität, Nutzungsvielfalt und sozialer Durchmischung zu schaffen. Bei der Planung galt es auch den Denkmalschutz, Hochwasserszenarien sowie eine bessere Fuß- und Radwegeanbindung an das Stadtquartier Wesertor zu beachten. Die prämierten Arbeiten werden bis zum 17. November im Studierendenhaus am Universitätsplatz 10 in Kassel ausgestellt. 

Hintergrund: Paul-Bode-Preis

Die Unterstützung junger Menschen in ihrer Ausbildung ist eine der Säulen des gesellschaftlichen Engagements der Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte | Wohnstadt. Der Paul-Bode-Preis wird alle zwei Jahre für Studierende der Universität Kassel ausgelobt und soll im Geiste des sozial orientierten Wohnungs-Siedlungs- und Städtebaus die fachliche und politische Auseinandersetzung der Studierenden mit neuen Aufgabenstellungen fördern. Im Fokus steht dabei, eine sichere und sozial verantwortbare Wohnungsversorgung für breite Schichten der Bevölkerung zu gewährleisten und Wohnungssuchende zu berücksichtigen, die aufgrund ihrer persönlichen Verhältnisse oder Umstände Schwierigkeiten bei der Wohnungssuche haben. Der Schwerpunkt liegt auf Kassel und seiner Region. Ausgezeichnet werden experimentelle, visionäre Wohnungsbau- und Hybridkonzepte sowie die damit verbundenen Freiräume. Der gebürtige Kasseler Paul Bode (1903-1978) gilt als bedeutender Architekt der Nachkriegszeit für Versammlungsstätten, Kinos und Lichtspielhäuser, Cafés, Restaurants, den Wohnungsbau, aber auch für Parkhäuser und andere Funktionsgebäude. Er studierte an der Kunstakademie Architektur und betrieb viele Jahre ein Architekturbüro in Kassel. Als Erfinder eines Federholzstuhles sowie einer Hochgarage ohne Aufzug und Rampen machte er sich zunächst unter Fachleuten einen Namen. Zu den bekanntesten von ihm entworfenen Gebäuden gehören das Staatstheater am Friedrichsplatz, die „Belgier-Siedlung“, Kassels erstes Hochhaus an der Sophienstraße, das heutige Grand City Hotel Hessenland Kassel Zentrum sowie die Häuser an der Schlagd oder an der Nebelthaustraße/Westerburgstraße. Pauls älterer Bruder Arnold hat die Weltkunstausstellung documenta begründet.