Den Neubau wieder bezahlbar machen: „Brauchen Mut und ein klares Signal“
Bauträger Business Brunch: NHW-Geschäftsführerin Monika Fontaine-Kretschmer fordert weniger Bürokratie, schnellere Genehmigungen und verlässliche Förderbedingungen
Frankfurt – „Wir haben kein Erkenntnisproblem, wir haben ein Umsetzungsproblem.“ NHW-Geschäftsführerin Monika Fontaine-Kretschmer hat beim Bauträger Business Brunch den Finger in die Wunde gelegt. Sie war Teil einer hochkarätig besetzten Expertenrunde zum Thema „Flächenpotentiale, Fördermittel und Mietpreisentwicklungen“. Außerdem dabei: Ines Fröhlich, Staatssekretärin des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Energie, Verkehr, Wohnen und ländlichen Raum, Anja Herdel, Geschäftsführerin Wissenschaftsstadt Darmstadt Marketing GmbH, Roland Stöcklin, Geschäftsführer Stadtentwicklungsgesellschaft Wiesbaden mbH, und Gerald Lipka, Geschäftsführer BFW Landesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland.
Die Runde war sich einig: Waren die vergangenen Jahre von Unsicherheit geprägt, zeigt sich für 2025 eine positive Tendenz. Bereits im vierten Quartal 2024 gab es die ersten Signale, dass sich der Markt stabilisiert. Das bestätigte auch Fontaine-Kretschmer. „2024 war für uns im Neubau das erfolgreichste Jahr seit mehr als 50 Jahren. Wir haben 850 Wohnungen fertiggestellt, derzeit sind 1300 im Bau.“ Darunter sind viele geförderte Wohnungen, aber auch Eigentumswohnungen, etwa im Frankfurter Schönhof-Viertel. 81 dort verkaufte Wohnungen in 2024 bedeuten einen Marktanteil von rund 40 Prozent in Frankfurt.
Der Markt funktioniert nicht mehr von alleine
Doch man müsse ehrlich sein: Man profitiere von bereits vor 2022 erfolgreich eingeworbenen Fördermitteln, von günstig vereinbarten Finanzierungen und den damals abgeschlossenen Bauverträgen. Heute sind die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen herausfordernd wie nie, die Baukosten massiv gestiegen, die Zinsen hoch, die Förderbedingungen ungünstig. „Das führt dazu, dass der Markt nicht mehr von allein funktioniert.“
Daher hob Monika Fontaine-Kretschmer mahnend den Zeigefinger. Es sei derzeit fast unmöglich, neue Projekte wirtschaftlich darzustellen. Ihre Befürchtung: ein drastischer Rückgang der Bautätigkeit ab 2028, wenn sich die Rahmenbedingungen – insbesondere für bezahlbaren Mietwohnungsbau – nicht endlich erheblich verbessern.
Turnaround kann nur mit Kombi-Lösung gelingen
Wie aber kann der Turnaround gelingen? Zwei Instrumente sind das Hamburger Modell und das Hessische Eckpunktepapier. Beide legen den Fokus auf kostengünstigeres und effizienteres Bauen. Während ersteres Standardisierungen sowie serielles Planen und Bauen, die Entschlackung von Normen und Vorschriften sowie die Reduzierung von Stellplatzpflichten in den Fokus nimmt, erleichtert Letzteres u.a. Aufstockungen, den Ausbau von Dachgeschossen sowie die Umnutzung von Gebäuden zu Wohnraum.
All diese Maßnahmen sind wichtige Ansätze, um das Bauen effizienter zu machen, aber nicht die alleinige Lösung. Die Kernprobleme – hohe Materialpreise sowie Lohn- und Finanzierungskosten – bleiben bestehen.
Fontaine-Kretschmer fordert daher eine Kombi-Lösung. „Die Stellschrauben sind bekannt – weniger Bürokratie, schnellere Genehmigungen und verlässliche Förderbedingungen. Uns fehlen zwei Dinge: ein klares Signal und der Mut zur Umsetzung. Allen Beteiligten müsste längst klar sein, dass wir das Bauen nur gemeinsam wieder bezahlbar machen können.“